Poststrukturalismus – fatale Modephilosophie

Der folgende Text stellt eine Auseinandersetzung mit der Mode-Philosophie des „Poststrukturalismus“ (auch Postmoderne genannt) dar, wie sie weite Teile speziell der universitären „linken Szene“ beeinflusst.

Es war nicht philosophisches Interesse, was mich dazu veranlasste, sondern vielmehr die politischen Auswirkungen dieses philosophischen Sammelsuriums auf die praktische Politik.

Ich maße mir nicht an, den Poststrukturalismus in einem einzigen Aufsatz wie diesen „widerlegen“ zu können, was allein schon deswegen schwierig wäre, weil die Komponenten dieses Komplexes selbst sehr heterogen sind. Es ist auch nicht alles Müll, was poststrukturalistische Autoren (darunter im wesentlichen Linguisten, Soziologen und Psychoanalytiker) so geschrieben haben, aber ziemlich viel schon.

Die Konsequenzen des „Poststrukturalismus“ sind u.a. solche Konzepte wie „Genderisierung“ (gender mainstreaming) oder Schlagworte wie „Hegemonie und radikale Demokratie“ sowie „Dekonstruktion des Marxismus“ bzw. „Postmarxismus“.

Letztlich geht es um die Überwindung bzw Verwerfung des Marxismus zugunsten einer neo-reformistischen Ideologie „neuen Typs“, in der es keine Klassen mehr gibt, sondern nur noch „Diskurse“.

Was nicht heißen muss, dass die daraus resultierenden politischen Konzepte grundsätzlich neu wären.

In meiner Schulzeit, so erinnere ich mich, wurde „der Marxismus“ von der staatstragenden Propaganda gern bezichtigt, von „Fremdwörtern durchsetzt“ zu sein.

Dann machen Sie sich diesbezüglich auf einiges gefasst, wenn es sich um poststrukturalistische Texte handelt, Sie werden in so gut wie jedem Satz gezwungen sein, nachzurecherchieren, was eigentlich gemeint ist.

Der Verdacht drängt sich auf, dass es sich bei den verklausulierten Formeln des Poststrukturalismus auch um eine Art „Herrschaftssprache“ oder „Elitensprache“ handelt, die mehr verdecken soll als offenbaren.

Nein, ehrlich gesagt, Spaß macht es nicht, poststrukturalistische Texte zu lesen. Jedenfalls die meisten. Spaß machten mir nur meine eigenen satirischen Kommentare, die mir erstaunlich schnell einfielen und diesen Text hier doch zu einer kurzweiligen Angelegenheit machte.

Vielmehr bin ich dem drängenden Unbehagen nachgegangen, das mich immer wieder befällt, wenn ich es mit politischen Ausläufern dieses Poststrukturalismus zu tun habe.

Was jedoch die Grundtheoreme dieser Philosophie angeht, so fand ich ständig das Phänomen der Begriffsinflation und der Verabsolutierung einfacher Zusammenhänge bis zur Absurdität (z.B. „Die Welt ist Text“)

Von daher sind große Teile meines Aufsatzes hier auch ausdrücklich satirisch gehalten, und darin folge ich durchaus begeistert der satirischen Poststrukturalismus-Kritik eines Alan Sokal, seines Zeichens ein linker Physiker aus den USA, dem diese Modephilosophie offenbar schwer auf die Nerven ging.

Gleichzeitig versuche ich aber auch, Ihnen, liebe Leser, die aus meiner Sicht zu großen Teilen krause Gedankenwelt dieser Philosophie zu erklären, jedenfalls so wie ich sie verstanden habe.

Die aus poststrukturalistischen Theoremen hervorgehenden politischen strategischen Konzepte halte ich durchweg auf die eine oder andere Weise für verhängnisvoll – der wesentliche Grund, warum ich mich mit dieser massivst mit Fremdwörtern und befremdlichen Theoremen durchsetzten Philosophie, die sich selbst als „progressiv“ und durchaus „links“ ansieht, auseinander gesetzt habe.

Poststrukturalismus „für Einsteiger“

Eine Einführung in die Grundgedanken des Poststrukturalismus nehme ich ausdrücklich über die Selbstdarstellung der Verfechter dieser Philosophie vor, in der sie sich wenigstens Mühe geben, einen Zugang zu finden.

Auszüge aus der Webseite „Poststrukturalismus für Einsteiger“:

Bei den Poststrukturalisten ist die Sprache ein grenzenloses, sich ausdehnendes Netz, in dem ein ständiger Austausch und ein Zirkulieren zwischen den Elementen herrscht. Kein einzelnes Element ist jedoch vollständig definierbar (es existiert also kein Ursprung). Es gibt keine Wirklichkeit außerhalb der Sprache.

Es gibt also keine Wirklichkeit außerhalb der Sprache. Das ist schon einmal ein wichtiger Kernsatz des Poststrukturalismus. Wenn Sie wollen, liebe Leser, denken Sie schon einmal ein wenig nach über diese These, die offenbar eine Art Axiom darstellt (d.h. eine unbeweisbare Grundvoraussetzung eines weitläufigen Gedankengebäudes). Stimmt das? *)

(Anmerkungen ganz unten)

Daraus ergeben sich folgende „traurige” Konsequenzen:

  • nichts ist jemals vollständig im Zeichen gegenwärtig; („Die Bedeutung eines Zeichens ist bei der Trennung von Signifikat und Signifikant nicht unmittelbar präsent („Metaphysik der Präsenz”). Da die Zeichenbedeutung davon abhängt, was das Zeichen nicht ist, ist seine Bedeutung immer auch in bestimmtem Sinne abwesend.)
  • es wäre eine Illusion zu glauben, dass ich in dem, was ich sage oder schreibe, jemals einem anderen völlig präsent sein könnte;
  • auch ich selbst, da Sprache etwas ist, woraus ich bestehe, bin keine stabile, einheitliche Entität;
  • ich kann mir selbst nicht gegenwärtig werden; ich kann die Erfahrung einer „vollkommenen Kommunikation” nicht einmal mit mir selbst machen;
  • da die Sprache „die Luft ist, die ich atme”, kann ich eine „reine, unbefleckte Bedeutung” oder „Erfahrung” gar nicht erst haben.“

Alles klar?

Also: wenn ich Stuhl sage, dann ich ein konkreter Stuhl, den ich vor Augen habe, nicht vollständig in diesem Wort (Zeichen) präsent. Klingt ja noch irgendwie nachvollziehbar.

Aha: die Bedeutung eines Zeichens (Symbols, Wort, Begriffs) ist immer abwesend, jedenfalls „in einem bestimmten Sinne“ (welchen?), weil (!) die Bedeutung immer auch davon abhängt, was sie nicht ist. Hm.

Also: wenn ich etwas zu jemandem sage, dann ist das, was ich sagen will, niemals in meinem Zuhörer vollständig präsent. Aha. Na gut.

Seltsam wird es aber spätestens mit der Behauptung, dass „ich“ aus Sprache besteht. Wäre das auch so wenn ich taubstumm wäre? Egal (es gibt ja auch Gebärdensprache; by the way: was ist dann eigentlich Sprache, wenn ich schon vollständig daraus bestehen soll und nicht etwa aus Körperzellen?).

„Vollkommene Kommunikation“ kann es also nicht geben (Frage am Rande: was wäre denn dann „vollkommene Kommunikation“, wenn es die schon nicht gibt?)

Wir sind also alle nur „sprachliche Konstrukte“, kurz gesagt „Text“. Sprache ist die „Luft, die wir atmen“ (was sagen die Anthropologen und Biologen dazu? Und die Chemiker, die davon ausgehen, dass es sich bei Luft um ein Gemisch von Sauerstoff, Kohlendioxid, Stickstoff usw. handelt?).


Damit verabschiedet sich der Poststrukturalismus vom cartesianischen Denken (nach René Descartes: „cogito ergo sum”, „Ich denke, also bin ich”) und spricht vom Tod des Subjekts oder vom Tod des Menschen. Jeder Mensch ist ein sprachliches Konstrukt (Barthes, Derrida) oder ein Konstrukt diskursiver und nicht-diskursiver Machtpraktiken (Foucault).

Weil jeder Mensch auf die Sprache, das Wörterbuch, zurückgreifen muss und (literarischen usw.) Texten nichts Ursprüngliches anhaftet, spricht man auch vom Tod des Autors. Nietzsche folgend behaupten z. B. Butler und Foucault, dass es keinen Täter hinter der Tat gibt. Niemand ist für sein Handeln vollkommen verantwortlich. Die Subjekte sind nur Effekte einer diskursiven Macht.

 

Tod des Subjekts.

Tod des Menschen.

Tod des Autors.

Taten haben keinen Täter.

Klingt alles revolutionär. Fast (war nicht der Kampfruf der spanischen Falangisten 1936 „Es lebe der Tod, nieder mit der Intelligenz“?).

Niemand ist verantwortlich für irgendwas.

Subjekte sind also nur „Effekte einer diskursiven Macht“. Von menschlichen Leidenschaften, Antrieben, Bedürfnissen, von Sinnlichkeit (in einem umfassenden Sinn) ist keine Rede, denn das alles ist nur „Text“ (Zwischenfrage: was ist eigentlich „Text“, wenn wir schon dabei sind?)

Es gibt also nichts außerhalb der Sprache.

Die Sonne, der Mond, die Planeten, die Milchstraße, der Andromeda-Nebel, die Virgo-Superwolke, das Universum, die Multiversen, das ist alles nur Sprache.

Klar?

Ich karikiere das gern und regelmässig mit dem Satz: „Geschwätz ist die ganze Wirklichkeit“, was sicherlich auf das „linke“ universitäre Milieu der „Geisteswissenschaften“ durchaus zutrifft.

Bin ich da etwa voreilig?

DEKONSTRUKTION: Die Dekonstruktion untersucht die „Grundprinzipien” des metaphysischen Denkens und zeigt, dass diese das Ergebnis eines bestimmten Bedeutungssystems sind und nicht etwas, was dieses System von außen aufrechterhält. Grundprinzipien werden gewöhnlich dadurch definiert, was sie ausschließen (z. B. eine Frau ist eine Frau, weil sie kein Mann ist; es ist hell draußen, weil es nicht dunkel ist). Die Dekonstruktion ist die Denkweise, in der solche binären Oppositionen unterlaufen werden können oder durch die gezeigt werden kann, wie sie sich im Vorgang der Textbedeutung (hier gilt ein erweiterter Textbegriff: Die Welt ist ein Text, ich bin Text) selbst unterlaufen.

Die Welt ist ein Text. Ultima Ratio. Das Universum ist ein Text. Aber wer hat ihn geschrieben? Es muss GOTT persönlich sein.

Spaß beiseite.

Ideologien ziehen gerne strikte Grenzen (z. B. Vernunft/ Wahnsinn, normal/ anomal; Sinn/ Unsinn, wahr/ falsch). Durch die Dekonstruktion wird sichtbar, wie ein Begriff der Antithese heimlich oder „maskiert” der anderen innewohnt.

Ideologien sind also stets „binär“, also nur aus zwei Seiten bestehend.

(Hinweis: der Begriff „binär“ hat im Poststrukturalismus durchaus die Rolle eines Feindbildes)

Computer sind demnach auch pure Ideologie, weil sie ausschließlich mit binären Zahlen arbeiten. Poststrukturalistische (nicht-binäre) Computer sind freilich noch nicht erfunden, das wird wohl noch dauern, weil die Informatik von den Segnungen des Poststrukturalismus bislang noch unberührt ist (die Frage ist, ob sie denn dann überhaupt funktionieren oder für irgendetwas tauglich sein würden; was aber sicherlich nur eine Frage der „Bedeutung“ ist und damit „sich selbst unterläuft“).

Dekonstruktion bedeutet also so etwas wie „auseinander nehmen von Begriffen“, die bis zum geht nicht mehr relativiert werden.

Dadurch wird „Ideologie“ „entlarvt“.

Da die Welt ohnehin nur Text ist und Begriffe auch nur dazu dienen können, „dekonstruiert“ zu werden, liegt der Gedanke natürlich nahe, durch „Dekonstruktion“ auch die Welt verändern zu können, wie es beliebt, da sie ja nur Text ist.

Na, haben Sie einen kleinen Einblick in diese überreiche Gedankenwelt erhalten, liebe Leser?

Keine Angst, das ist alles nur Text.

Und: die „Dekonstruktion“ lässt sich auch auf den Poststrukturalismus selbst anwenden, was ausgesprochen erheiternd sein kann.

Kommen wir zur „Sokal-Affäre“.

Die Sokal – Affäre

Die Sokal-Affäre (auch Sokal-Debatte oder Sokal-Kontroverse) war eine Auseinandersetzung über die intellektuellen Standards in den Sozial- und Geisteswissenschaften, die durch die Veröffentlichung eines Hoax-Artikels des linken Physikers Alan Sokal in der sozialwissenschaftlichen Fachzeitschrift „Social Text“ ausgelöst wurde.

Sokals Artikel erschien 1996 in einer den Science Wars (Wissenschaftskriege) gewidmeten Ausgabe, die die US-spezifische Auseinandersetzung zwischen wissenschaftlichem Realismus und Postmoderne thematisieren sollten.

Sokals Beitrag war in postmodernem Jargon formuliert und gab vor, die Quantengravitation als linguistisches und soziales Konstrukt zu deuten, wobei die Quantenphysik die postmodernistische Kritik stütze.

Sokal hatte dabei absichtlich zahlreiche logische und inhaltliche Fehler eingestreut, was von den Redakteuren der Zeitschrift − sie hatten für die Schlussredaktion keine Physikexperten hinzugezogen − jedoch nicht erkannt wurde. Es folgte eine wissenschaftstheoretische und öffentliche Debatte über mangelnde intellektuelle Strenge bei der Bewertung pseudowissenschaftlicher Artikel in den Sozial- und Geisteswissenschaften und einen möglicherweise schädlichen Einfluss postmoderner Philosophie auf diese Wissenschaften. Weiterhin wurde diesen Disziplinen vorgeworfen, naturwissenschaftliche Konzepte in sinnloser oder missbräuchlicher Weise für ihre Lehren zu verwenden.

Siehe auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sokal-Aff%C3%A4re

Starker Toback. Schauen wir uns das näher an.

Sokal selbst dazu

Sokal schrieb selbst zu seinem satirischen Streich folgendes:

Seit einigen Jahren beunruhigt mich der unübersehbare Niedergang der intellektuellen Standards in bestimmten Kreisen der amerikanischen Geisteswissenschaften. Aber ich bin bloß Physiker: wenn ich mich außerstande finde, aus jouissance und différance schlau zu werden, dann spiegelt das vielleicht nur meine eigene Inkompetenz wider.

Die poststrukturalistischen Begriffe jouissance und différance werden wir weiter unten noch näher betrachten.

Um einmal die vorherrschenden intellektuellen Standards zu testen, entschied ich mich für ein einfaches (wenn auch zugegebenermaßen unkontrollierbares) Experiment: Würde ein führendes US-Journal für Kulturwissenschaften – unter dessen Herausgebern sich lichtvolle Größen wie Fredric Jameson und Andrew Ross befinden – einen mit viel Nonsense gewürzten Artikel veröffentlichen, falls er (a) gut klingt und (b) den Herausgebern bestens ins ideologische Konzept passt? Die Antwort muss leider Ja heißen.“

Diese Physiker haben wirklich keinen Respekt vor solchen Geistesriesen, und so machte Sokal etwas, was im Grunde ganz gut zum Poststrukturalismus passt und diesem zu 100% entspricht: er produzierte Text.

Haben die Herausgeber tatsächlich nicht bemerkt, dass mein Artikel eine Parodie war? Im ersten Teil mache ich mich lustig über „das Dogma, das die langwährende Nachaufklärungszeit dem westlichen Geist aufgezwungen hat“:

· dass eine externe Welt existiere, deren Eigenschaften unabhängig von jedem menschlichen Subjekt seien und unabhängig von der Menschheit überhaupt;

· dass diese Eigenschaften in „ewigen“ Gesetzen kodiert seien;

· dass der Mensch zuverlässiges Wissen, wenn auch immer nur unvollständig und versuchsweise, von diesen Gesetzen erlangen könne, erzwungen mit „objektiven“ Verfahren und epistemologischen Verengungen, wie die (sogenannte) wissenschaftliche Methode sie vorschreibt.

(…)

Ist es in den Kulturwissenschaften denn jetzt schon zum Dogma geworden, dass die externe Welt nicht existiert? Oder dass sie zwar existiert, jedoch die Wissenschaften kein objektives Wissen von ihr erlangen können? Im zweiten Teil erkläre ich ohne die mindeste Begründung und ohne jedes Argument, dass die „physikalische ‚Realität‘ [man beachte, die distanzierenden Anführungszeichen] … im Grunde ein soziales und linguistisches Konstrukt ist“, wohlgemerkt, nicht unsere Theorien über die physische Realität, sondern die Realität selbst.

Die Welt als soziales Konstrukt, bestehend aus nichts anderem als Text. Sokal erweist sich – als Physiker – durchaus auch in der Satire als durchaus gelehriger Schüler der poststrukturalistischen Maximen. Sogar seine abstrusen, satirisch gemeinten Thesen über die Irrealität der Realität folgt letztlich nur den poststrukturalistischen Vorgaben.

Ein Angebot zur Güte: Wer glaubt, die Gesetze der Physik seien bloß soziale Konstrukte, der möge doch diese Konventionen einmal direkt von den Fenstern meines Apartments aus überschreiten. (Ich wohne im 21. Stock.)

Das war jetzt aber etwas platt, Mister Sokal, finden Sie nicht?

Den ganzen Artikel hindurch verwende ich wissenschaftliche und mathematische Begriffe in einer Weise, die kaum ein Wissenschaftler oder Mathematiker ernst nehmen würde. Z.B. schwafle ich von einem „morphogenetischen Feld“ – ein bizarrer Gedanke der New Age Philosophie Rupert Sheldrakes – als dem entscheidenden Teil der Quantengravitationstheorie. Das ist reine Erfindung; nicht einmal Sheldrake selbst sagt so etwas.

Zu Rupert Sheldrake siehe:

https://de.wikipedia.org/wiki/Rupert_Sheldrake

Ich behaupte weiter, dass Lacans psychoanalytische Spekulationen kürzlich von der Quantenfeldtheorie bestätigt worden seien. Was in aller Welt hat die Quantenfeldtheorie mit der Psychoanalyse zu tun? Auch Nichtwissenschaftler hätten sich hier wundern müssen. Mein Artikel jedenfalls bietet kein vernünftiges Argument dafür.“

Lacan war Psychoanalytiker, ein Gründervater des Poststrukturalismus und der Meinung, dass die Aufgabe dieser Wissenschaft in erster Linie die Analyse sei und nicht die Heilung.

Böse Zungen behaupten, eine Art moderner Doktor Eisenbart.

Doch folgen wir weiter Alan Sokal.

Weiter unten mache ich dann folgenden Vorschlag: das Gleichheitsaxiom der mathematischen Mengenlehre sei in gewisser Weise analog dem homonymen Begriff, der im Feminismus verwendet wird. In Wahrheit behauptet das Gleichheitsaxiom nur, dass zwei Mengen genau dann identisch sind, wenn sie die gleichen Elemente enthalten.

Kurz, meine Absicht war es, den Artikel so zu schreiben, dass jeder kompetente Physiker oder Mathematiker (bzw. Physik- oder Mathematikstudent) ihn als Parodie hätte erkennen müssen.

Die eigentliche Veralberung in meinem Artikel liegt jedoch nicht den vielen Schnitzern, sondern in den Fragwürdigkeiten seiner zentralen Thesen und der „Argumentationskette“, mit der diese Thesen gestützt werden.

Im wesentlichen behaupte ich, dass die Quantengravitation – zur Zeit eine noch spekulative Theorie über Raum und Zeit im Mikrobereich eines millionsten vom milliardensten und nochmals milliardensten Teils des milliardensten Bruchteils eines Zentimeters – tiefgreifende politische Implikationen habe („progressive“ natürlich).

Um diese unwahrscheinliche These zu stützen, gehe ich so vor: Zuerst zitiere ich einige kontrovers gebliebene philosophische Äußerungen von Heisenberg und Bohr und behaupte dann (ohne Argumente), dass die Quantenphysik mit der „postmodernen Epistemologie (Lehre vom Verstehen)“ grundsätzlich harmoniert.

Dann verbinde ich in einer Persiflage Derrida mit der Allgemeinen Relativitätstheorie, Lacan mit der Topologie [ein Gebiet der Mengenlehre] und Irigaray mit der Quantengravitationstheorie, verbunden jeweils mit einem vagen Gerede über „Nichtlinearität“, „Fließen“ und „Vernetztheit“.

Die poststrukturalistischen Geistesgrößen Derrida und Lacan werden weiter unten von mir noch näher betrachtet. Weiter.

Am Ende mache ich einen großen Sprung zu der Behauptung (wieder ohne jedes Argument), dass die „postmoderne Wissenschaft“ das Konzept einer objektiven Realität aufgegeben habe.

Bei all dem gibt es nichts, was einer logischen Folgerung auch nur ähnlich sieht.

Was man findet, sind Zitate von Autoritäten, Wortspiele, an den Haaren herbeigezogene Analogien und waghalsige Behauptungen.

Die Welt ist eben ein Text. Poststrukturalistisch betrachtet. Hervorhebung von mir.

In den Schlusspassagen wird mein Artikel vollends unmöglich.

Die Realität, die die Wissenschaft nur beengte, ist aufgegeben, und ich mache mich nun daran vorzuschlagen (wiederum ohne zu argumentieren), dass die Wissenschaft, um „befreiend“ zu sein, politischen Strategien unterworfen werden müsse.

Der Artikel endet mit der Bemerkung, dass „eine befreiende Wissenschaft nicht erreicht werden kann, bevor man nicht auch noch den Kanon der Mathematik einer tiefgreifenden Revision unterzogen hat“. Hinweise auf eine solche „emanzipierte Mathematik“ zeichneten sich schon ab „in der multidimensionalen und nicht-linearen Logik der Fuzzy-Systemtheorie; allerdings leidet dieser Ansatz noch an seinem Ursprung aus der Krise der spätkapitalistischen Produktionsverhältnisse“. Ich füge hinzu, dass „die Katastrophentheorie mit ihrer dialektischen Betonung von Übergängen und Brüchen, bzw. Metamorphose und Entfaltung, zweifellos in der kommenden Mathematik eine große Rolle spielen wird; aber viel theoretische Arbeit bleibt noch zu tun, ehe dieser Ansatz ein konkretes Werkzeug für die progressive politische Praxis werden kann“.

„Progressive politische Praxis“ ist so ein Zauberwort vieler Strömungen des Poststrukturalismus. Es ist ja alles „gut gemeint“, auch wenn „alles“ nur Text ist. Aber wenigstens „progressiv“.

Meine Methode ist die Satire, aber meine Motivation ist tiefer Ernst. Was mich betroffen macht, ist nicht die Verbreitung von Unsinn und schludrigem Denken per se, sondern eine ganz bestimmte Art dieses Denkens, das die Existenz der objektiven Wirklichkeit verleugnet oder (unter Druck) deren Existenz zwar zugibt, aber ihre praktische Bedeutung herunterspielt.“

Das entspricht meinen Erfahrungen.

In einer Diskussion fragte ich poststrukturalistische Eiferer schon bezüglich des von ihnen völlig inflationär gebrauchten Begriff „Rassismus“ (der sich von seiner ursprünglichen Bedeutung bereits weitgehend gelöst hat) und ihrem Konzept des Kampfes der „schwarzen Rasse“ gegen die „weiße Rasse“, wie sich das mit der Tatsache vereinbaren ließe, dass Biologie und Anthropologie den Begriff „Rasse“ in Bezug auf die Menschheit längst als vollkommen unwissenschaftlich verworfen habe. Ob es denn Sinn mache, einen als völlig unwissenschaftlich verworfenen Begriff zum Gegenstand einer „progressiven Praxis“ zu machen.

Die Antwort: das sei eine „biologistische“ Sicht von meiner Seite und deswegen (!) irrelevant.

Intellektuell gesehen liegt das Problem darin, dass solche Doktrinen falsch sind (wenn nicht einfach bedeutungslos).

Es gibt eine reale Welt; ihre Eigenschaften sind nicht einfach soziale Konstruktionen; Tatsachen und Nachweise sind ausschlaggebend. Würde jemand, der klar im Kopf ist, etwas anderes sagen? Und doch, viel zeitgenössisches akademisches Theoretisieren besteht aus Versuchen, genau diese offensichtlichen Wahrheiten zu verwischen, wobei die außerordentliche Absurdität durch eine obskure und prätentiöse Sprache verschleiert wird.“

Das war aber sehr bösartig, Mr Sokal. Das hieße ja, dass ein Großteil der poststrukturalistischen Theoreme purer Bluff wären.

Wenn alles Diskurs und „Text“ ist, dann ist das Wissen um die reale Welt überflüssig; und sogar die Physik wird zu einem weiteren Zweig der Kulturwissenschaften.

Witzig und treffend. Die Physik als Zweig der Kulturwissenschaften. Die Fallgesetze des Galilei wären ein bloßes „sprachliches Konstrukt“. Und so weiter.

Wenn darüber hinaus alles Rhetorik und „Sprachspiel“ ist, dann ist innere logische Konsistenz ebenfalls überflüssig: eine Sprachhülle theoretisch aufgezäumter Sophisterei tut es dann genauso gut. Unverständlichkeit wird zur Tugend; Anspielungen, Metaphern, Wortspiele ersetzen Beweise und Logik.“

Nun ja, wenn die gesamte Welt nur Text ist, dann ist jegliches Wissen um jegliche Realität tatsächlich überflüssig. Text genügt sich selbst und braucht auch keine Bedeutung zu haben.

Was das Politische betrifft, so rührt mein Ärger daher, dass der meiste (wenn auch nicht aller) Unsinn dieser Art von einer selbsternannten Linken stammt. Wir sind Zeugen einer tiefgreifenden historischen Kehrtwendung. Denn während der letzten zwei Jahrhunderte war die Linke gegen jeden Obskurantismus auf der Seite der Wissenschaft; wir haben geglaubt, rationales Denken und unerschrockene Analyse der objektiven Realität (der natürlichen wie der sozialen) seien scharfe Waffen im Kampf gegen die Verblendungen, die die Mächtigen in die Welt gesetzt haben, – ganz abgesehen davon, dass sie menschliche Ziele sind, die ihren Wert in sich haben. Die Wende zu einer der Spielarten des epistemischen Relativismus, den viele ‚progressive‘ und ‚linke‘ Geistes- und Sozialwissenschaftler vollzogen haben, ist Verrat an einem wertvollen Erbe und untergräbt die ohnehin zerbrechliche Basis für eine progressive Sozialkritik.

Das Theoretisieren über „die soziale Konstruktion der Realität“ wird uns nicht helfen, ein effektives Mittel gegen AIDS zu finden oder die globale Erwärmung aufzuhalten. Genauso wenig können wir falsche Ideen in Geschichte, Soziologie, Wirtschaft und Politik bekämpfen, wenn wir die Begriffe wahr und falsch nicht anerkennen.“

Die Herausgeber von Social Text fanden Gefallen an meinem Artikel, weil ihnen dessen Schlussfolgerungen passten, nämlich, dass „Inhalt und Methode der postmodernen Wissenschaft ein machtvolles Instrument sind, das progressive politische Projekt zu unterstützen“. “

Darauf, eine Parodie zu schreiben, kam ich schließlich noch aus einem einfachen, ganz pragmatischen Grund. Die Zielscheibe meiner Kritik ist eine sich bis jetzt selbst am Leben haltende akademische Subkultur, die typischerweise vernünftige Kritik von außen ignoriert (oder mit Verachtung straft). In dieser Situation war eine direktere Bloßstellung der intellektuellen Standards dieser Subkultur notwendig.

Wie kann man zeigen: der Kaiser hat ja gar keine Kleider an?“

Wenn man davon überzeugt ist, dass „alles“ nur Text ist, dann ist das wirklich schwierig, eine so profane Erkenntnis zu gewinnen. Dann sind auch Kleider nur „Text“. Und außerdem: Was bedeuten schon Kleider?

Das sage ich nicht im Triumph, sondern ich bin wirklich betrübt darüber.

Immerhin zähle ich mich selber zu den Linken (unter der sandinistischen Regierung habe ich Mathematik an der Nationaluniversität von Nicaragua unterrichtet). In fast allen politischen Fragen der Praxis – eingeschlossen viele Dinge, die Wissenschaft und Technik betreffen – bin ich auf der Seite der Herausgeber von Social Text.

Ich bin links (und feministisch) mit Logik und Erfahrung, nicht gegen Logik und Erfahrung.

Warum sollen wir wichtige intellektuelle Bereiche den Rechten überlassen? Und warum soll aufgeblasener Unsinn – von welcher politischen Richtung auch immer kommend – hochgelobt werden als die letzte Errungenschaft der Gelehrsamkeit?“

Dem will ich nichts mehr hinzufügen.

Zusammenfassend charakterisiert Sokal also die Modephilosophie des Poststrukturalismus also unverblümt als „eleganten Unsinn“.

Dass er das als anerkannter Naturwissenschaftler durchaus mit Kenntnis zentraler Theoreme dieser Modephilosophie tat, sollte ermuntern, nicht in Angst vor den poststrukturalistischen Textungetümen zu erstarren. Doch will ich es nicht bei dieser umfangreichen Wortmeldung eines prominenten linken Physikers belassen und lade Sie, liebe Leser, zu einem Streifzug durch die Geisteslandschaften des Poststrukturalismus ein, um sich selbst ein Bild zu machen.

Sind wir zu blöd für den Poststrukturalismus oder ist der Poststrukturalismus selbst nur gelehrte Scharlatanerie? Wir wollen sehen….

Hat Sokal recht oder nicht? Satirischer Streifzug

Ich erinnere: Sokal schrieb einleitend folgenden Satz:

Wenn ich mich außerstande finde, aus jouissance und différance schlau zu werden, dann spiegelt das vielleicht nur meine eigene Inkompetenz wider.

Ein Physiker wie Sokal wird aus solchen Begriffen nicht schlau?

Prüfen Sie sich selbst, liebe Leser. Sind Sie schlau genug, um diesen Begriffen auf die Spur zu kommen?

Prüfen Sie Ihre Intelligenz!

Der poststrukturalistische Begriff Différance

Ich zitiere aus folgendem wikipedia-Artikel:

https://de.wikipedia.org/wiki/Diff%C3%A9rance

Différance [difeʀɑ̃s] (provokativ mit ‚a‘ falsch geschrieben) ist eine Wortschöpfung des französischen Philosophen Jacques Derrida (1930–2004) und ein zentrales Wort in der von ihm entwickelten philosophischen Dekonstruktion.

Derrida will mit différance auf zwei Probleme von Sprache hinweisen: die willkürliche und unreflektierte Setzung von Begriffen in Gegensatzpaare (z.B. Gut/Böse, Mann/Frau, Recht/Unrecht, …) einerseits und die permanente Sinnaufschiebung im Redefluss andererseits.

So weit so gut. „Gut“ und „Böse“ sind in der Tat Variablen, die von verschiedenen Menschen unterschiedlich interpretiert werden können, sie sind – poststrukturalistisch formuliert – sogenannte „leere Signifikanten“ (davon weiter unten).

Das ist noch nachvollziehbar.

Dass Menschen gewöhnlich schneller denken als sprechen ist eine Erfahrung, die jeder sicher schon gemacht hat.

Doch was folgt für Derrida daraus?

Zum einen würde jeder Begriff grundsätzlich eine Unterscheidung (= Differenzierung) vornehmen, indem er oben/unten, gut/böse, Recht/Unrecht als Gegensätze zueinander aufstellt und suggeriere, dass diese Begriffe tatsächlich zwei völlig unterscheidbare Dinge in der Welt bezeichnen würden. Derrida beruft sich hierbei auf Saussure, für den Sprache ebenfalls „ein System unterschiedlicher Zeichen“ (S.12) darstellt, bei dem jedes Zeichen nur aufgrund seiner Unterscheidbarkeit von anderen Zeichen seinen Wert erhält: Von einem ‚oben‘ zu sprechen ist bspw. nur sinnvoll, weil es ein ‚unten‘ als Gegenteil dazu gibt. Derrida akzeptiert nun zunächst diese Oppositionsstruktur von Sprache, aber lehnt gleichzeitig die Idee ab, dass diese Oppositionen in irgendeiner Form ‚wahr‘ oder ‚real‘ seien.

(…)

Er sieht die Aufgabe seiner Dekonstruktion darin, diese Oppositionen als willkürlich und irreal zu entlarven und ihren Geltungsanspruch zu zerschlagen. Methodisch erreicht die Dekonstruktion das, indem sie die vermeintlichen Gegensätze ineinander integriert oder aneinander aufhebt und in unüberwindliche Widersprüche verwickelt.

Entlarven! Zerschlagen! ***)

Probieren wir doch die Tauglichkeit dieses Begriffes „Différance“ (deutsch: „Differänz“) doch an einigen Beispielen aus.

Oben – unten

Ein Flugzeug kann sich grundsätzlich oben am Himmel oder unten auf dem Flugfeld befinden. Von Derrida haben wir gelernt, dass diese Oppositionsstruktur oben-unten zwar akzeptabel ist, aber die Idee abzulehnen ist, dass diese Opposition in irgendeiner Form ‚wahr‘ oder ‚real‘ sei.

Nehmen wir an, dieses Flugzeug hätte einen Triebwerksschaden. Macht es da einen Unterschied, ob es sich ‚oben‘ am Himmel oder ‚unten‘ auf dem Landefeld befindet? Törichte Frage! Diese Opposition ist als willkürlich und irreal zu entlarven. Der vermeintliche Gegensatz muss ineinander integriert werden, so dass ‚oben‘ und ‚unten‘ einander aufheben.

Was aber mag mit dem Flugzeug samt seiner Insassen geschehen? Nun, ganz praktisch wird diese Opposition dadurch sich aufheben, dass das Flugzeug ‚oben‘ am Himmel mit Triebwerkschaden bald ‚unten‘ ankommen wird und der Gegensatz sich damit ohnehin erledigt hat. Das Flugzeug ‚unten‘ ist ohnehin schon dort, wo es hingehört. Was spielt der konstruierte Gegensatz zwischen ‚oben‘ und ‚unten‘ also schon für eine Rolle?

Wer Ironie findet, darf sie gern behalten.

Gewiss, so ganz falsch ist diese „Dekonstruktion“ des Begriffspaares oben-unten nicht. Unter Bedingungen der Schwerelosigkeit wäre die Unterscheidung und Unterscheidbarkeit von oben und unten aufgehoben, und unser Flugzeug würde auch im Falle eines Triebwerkschadens nicht abstürzen.

Aber das ändert nichts an der naturwissenschaftlich belegbaren Tatsache, dass unter der Bedingung der Existenz von Gravitation das Flugzeug ‚oben‘ am Himmel nach ‚unten‘ abstürzen und zerschellen würde.

Gut-schlecht

Einfältige Gemüter behaupten, es wäre wichtig zu unterscheiden, was in den Tank eines Autos gefüllt würde. So wäre Benzin gut, aber Zucker einzufüllen, das wäre schlecht.

Von Derrida aber haben wir gelernt, dass der Gegensatz gut-schlecht völlig irreal ist und keinerlei Wahrheitsgehalt habe.

Es ist also nicht wirklich wichtig, was Sie genau in Ihren Tank füllen, ob Zucker oder Benzin. Da hinsichtlich des Aspektes der Verwendung als Treibstoff Zucker und Benzin gewissermaßen ineinander integriert sind.

Denken Sie bei Ihrer nächsten Fahrt zur Tankstelle an diese fundamentale Erkenntnis!

Links-rechts (nicht politisch)

Unwissende halten das Gegensatzpaar links – rechts für Abbildung einer Richtungsangabe in der Realität.

Von Derrida haben wir gelernt, dass es nur dann sinnvoll ist, von ‚links‘ zu sprechen , weil es ein ‚rechts‘ als Gegenteil dazu gibt. Wir akzeptieren nun zunächst diese Oppositionsstruktur, aber lehnen gleichzeitig die Idee ab, dass diese Opposition in irgendeiner Form ‚wahr‘ oder ‚real‘ seien.

„Links ist da, wo der Daumen rechts ist“ zeigt aber, dass diese beiden Begriffe ineinander integriert sind.

Diese Oppositionen ist aber als ein rein sprachliches Konstrukt (Sprechakt!) willkürlich und irreal zu entlarven und ihr Geltungsanspruch zu zerschlagen. Es ist also nicht wirklich wichtig, ob sie beim links Blinken auch links abbiegen oder nach rechts, denn sie heben einander ja auf.

Rechts muss nicht unbedingt Vorfahrt haben, wenn Sie das größere und robustere Auto fahren.

Na, wieder was gelernt?

Entscheiden Sie selbst, liebe Leser, wozu der Begriff „Différance“ also tauglich ist, abgesehen davon, dass er noch nicht einmal sauber definiert ist.

Begehren ist gut, Geniessen ist schlecht, der Begriff Jouissance

Jouissance ist noch so ein typischer poststrukturalistischer Begriff, den Sokal zitierte. Eine Wortschöpfung des Psychoanalytikers Lacan, für den die „Analyse“ wichtiger war in seinem Job als die Heilung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Jouissance

Jouissance (dt.: Genießen) ist ein Begriff des französischen Psychoanalytikers Jacques Lacan. Das Genießen steht für ihn – im Gegensatz zur Lust und zum Begehren – für eine unmittelbare Befriedigung insbesondere sexueller Bedürfnisse. Es gehört, als „idiotische“, stumpfsinnige, sich dem Sinn entziehende Form der Befriedigung dem Bereich des Realen an.

Lassen wir mal den Sex beiseite, denn der famose Begriff wird ja von Lacan selbst über die Sexualität hinweg verallgemeinert. Er muss es sich also gefallen lassen, dass wir seine Verallgemeinerung (Begriffsinflation) beim Wort nehmen.

Geniessen ist also „idiotisch“.

Essen Sie hin und wieder? Oder gehören Sie zu den begnadeten Menschen, die auf diese spezielle Genuss-Sucht verzichten können?

Dann sollten Sie die folgenden Zeilen sehr aufmerksam lesen.

Erst 1960 stellt Lacan das Genießen und die Lust einander gegenüber. Die Lust beruht für ihn, wie schon für Freud, auf einem Verbot, das dem Verbotenen erst seinen Wert verschafft. „Das Lustprinzip agiert als eine Art Einschränkung des Genusses; es ist ein Gesetz, das dem Subjekt befiehlt, ‚so wenig wie möglich zu genießen‘.“ (Dylan Evans: Wörterbuch der Lacanschen Psychoanalyse, S. 114) An die Stelle des ungehemmten Genießens hat stattdessen die Lust zu treten, das regulierte Begehren des anderen.

Das „regulierte Begehren des anderen“ ist – folgen wir poststrukturalistischen Maximen – also im Gegensatz zum Geniessen zu sehen.

„Regulierter Appetit“ ist Antipode zum „Essen“ (Geniessen!) . Wo das eine ist, ist das andere nicht, lax gesagt, das folgt aus „…die Zeichenbedeutung davon abhängt, was das Zeichen nicht ist.“

Rein poststrukturalistisch gedacht liesse sich dieser Gegensatz natürlich auch „dekonstruieren“, denn man könnte auch hier von einer willkürlichen und unreflektierten Setzung von Begriffen in Gegensatzpaaren sprechen, oder etwa nicht?

Aber lassen wir das, die poststrukturalistischen Axiome gegen die Geistesgrößen des Poststrukturalismus selbst zu wenden. Vorerst.

Lacan bringt das Genießen auch in Verbindung mit Freuds Begriff des „Todestriebs“: Das Genießen ist „der Weg zum Tod“ (Seminar XVII). Dylan Evans schreibt: „In dem Maße wie die Triebe Versuche darstellen, das Lustprinzip auf der Suche nach dem Genießen zu durchbrechen, sind sie alle Todestriebe.“ (Dylan Evans: Wörterbuch der Lacanschen Psychoanalyse, S. 115)

Da haben Sie es schwarz auf weiß.

Da Geniessen generell der Weg zum Tod ist, ist auch das Geniessen von Essen der sichere Weg zum Tod. Logisch. Logisch? Logisch!

Sie sollten dergleichen tunlichst unterlassen, oder zumindest, beim Essen das Geniessen unterdrücken. Vielleicht essen Sie am besten Scheiße, sicherheitshalber, denn die soll nahrhaft sein, aber außer für Koprophile mit keinerlei Genuss verbunden sein.

Ich weiß, das ist jetzt grob und vulgär. Aber ist es etwa unlogisch?

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Erschütternd: das Ergebnis unregulierten Geniessens als Ausdruck des menschlichen Todestriebs.

Wir können den famosen Gedanken Lacans natürlich noch weiter spinnen.

So soll es tatsächlich Menschen geben, die am frühen Morgen die kühle Morgenluft geniessen.

Das ist gefährlich, denn es ist der sichere Weg zum Tod! Nur das „Begehren“ nach Atemluft wäre nach Lacan nicht „idiotisch“.

Vielleicht wäre es sogar das Beste, Sie würden das Atmen ganz unterlassen, was aber auf das biologisch-medizinische Problem stößt, dass es dummerweise so etwas wie einen Atemreflex gibt.

Am besten also, Sie hängen sich im Scheißhaus auf, dann ist allen poststrukturalistischen Maßgaben gerecht geworden und Sie erleben vielleicht wenigstens für einige Sekunden wahre Lust und tiefstes Begehren nach dem Leben, ohne es verderblicherweise auch zu geniessen.

Die These, dass der Poststrukturalismus von den menschlichen Leidenschaften nicht nur gewohnheitsmässig abstrahiert (von physikalischen und sonstigen naturwissenschaftlichen Realitäten, die ohnehin nur sprachliche Konstrukte und Illusionen seien, ganz abgesehen), sondern auch geradezu den menschlichen Leidenschaften feindlich gesinnt ist, bleibt nach dieser Lektüre eine geradezu banale Feststellung.

Aber Respekt einflössend sind diese Texte schon und erwecken den Eindruck breiter und profunder Allgemeinbildung der Akteure.

Hören wir Lacan etwa zu, wenn er beispielsweise über irrationale Zahlen spricht:

„Das menschliche Leben könnte man als Rechenart definieren, in der Null eine irrationale Zahl ist […] Wenn ich ‚irrational‘ sage, dann beziehe ich mich nicht auf einen unerforschbaren Gefühlszustand, sondern präzise auf das, was man eine imaginäre Zahl nennt.“

Hm. Man muss in Mathematik in der Schule keine 1 gehabt haben, um zu erkennen…. (Finde den Fehler!)

Na, lassen wir das. Mathematik war ebenso wenig wohl seine Stärke wie die Heilung psychisch erkrankter Menschen.

Übrigens: Noam Chomsky nannte Lacan einen „amüsanten Scharlatan“. Was ein richtig nettes und freundliches Urteil darstellt meiner Ansicht nach.

Wollen Sie noch was zu lachen haben?

Was schrieb Lacan über den menschlichen Phallus? Das hier:

„Das erektile Organ ist […] äquivalent zu der Wurzel aus minus 1.“

Na denn….

Leere Signifikanten oder Poststrukturalismus als Politik

Kann eine Mode-Philosophie, die mit den Wissenschaften so sehr auf Kriegsfuß steht, erfolgreich eine politische Strömung formieren und eine erfolgreiche politische Strategie entwickeln?

Generell möchte ich behaupten, dass der Poststrukturalismus allgemein dadurch sich auszeichnet, dass er zwar durchaus einzelne interessante und diskutable gedankliche Ansätze aufweist, aber grundsätzlich einerseits an seinem „Dekonstruktions“wahn krankt und umgekehrt seine eigenen schlichten, durchaus wahre Thesen durch maßlose Begriffsinflationen (ich würde sagen: inflationäre Flutung der verachteten Bedeutungsseite bis zur Unkenntlichkeit) selbst wieder völlig entwertet.

Ich möchte das anhand der Strategie der „leeren Signifikanten“ aufweisen, die von poststrukturalistischer Seite politisch vertreten wird. Diese soll Grundlage einer „populistischen Politik“ sein oder zumindest werden.

Was ist eine „leere Signifikante“?

Klären wir zunächst den Begriff Signifikante.

https://de.wikipedia.org/wiki/Signifikant

Ein Signifikant, auch Signans, französisch signifiant, deutsch auch (das) Bezeichnende, Bezeichner, Formativ oder Zeichenkörper, ist in der strukturalistischen Linguistik und Semiotik die Ausdrucksseite eines sprachlichen Zeichens (frz. „signe linguistique“), also die materielle oder quasi-materielle Form, die auf eine Bedeutung (Signifikat, frz. „signifié“) verweist. Der Begriff spielt auch in der vom Strukturalismus beeinflussten Psychoanalyse Jacques Lacans eine tragende Rolle als Element des Symbolischen innerhalb der Psyche.

Signifikat

So weit so gut. Ist ja noch nachvollziehbar.

Das Beispiel im Bild zeigt: eine Lautfolge kann je nach Kontext etwas völlig anderes bedeuten. Im sprachlichen Kontext Deutsch eben ein Stacheltier, im Kontext Englisch eben einen Vogel.

signifikant

Ok, so weit so gut.

Ein Signifikant kann also durchaus verschiedene Signifikate haben.

Indem er die primäre Rolle des Signifikanten gegenüber dem Signifikat betont, radikalisiert Lacan die Arbitrarität (Beliebigkeit) des Signifikanten, die bereits de Saussure betonte. „Der Signifikant ist zuallererst ein bedeutungsloses, materielles Element in einem geschlossenen differentiellen System.“ (Evans, Wörterbuch der Lacanschen Psychoanalyse, S. 269) Man soll, so Lacan, nicht glauben, „dass die Symbole wirklich aus dem Realen kommen.“ (Lacan, Das Seminar II, S. 279)

Sprachgeschichtlich und anthropologisch ist das, nur nebenbei bemerkt, aus meiner Sicht Unsinn. **) Aber, um die Poststrukturalisten mit ihrer eigenen Logik aufs Kreuz zu legen: wenn Symbole nicht der Realität entspringen, dann sind sie offenbar irreal. Oder? Aber da das Oppositionspaar real-irreal ohnehin nur eine zu entlarvende bzw zu zerschlagende Différance darstellt, ist es ohnehin „nicht von Bedeutung“.

Den „Signifikanten ohne Signifikat“ nennt Lacan „reinen Signifikanten“. Er bildet eine Leerstelle innerhalb der Struktur des Symbolischen (mit anderen Worten: ist ein „leerer“ Signifikant), die von verschiedenen Signifikaten besetzt werden kann. (Vgl. hierzu auch Objekt klein a.) Das völlige „Gleiten der Signifikate“ wird durch sogenannte „Steppunkte“ (im Sinne von stabilisierenden Naht-Punkten) verhindert; fehlen diese Haltepunkte gegen das Gleiten, ent-gleitet dem Subjekt die Wirklichkeit, was zur Psychose führt.

Jetzt wissen wir es also. „Leere Signifikanten“ sind also „bedeutungslose“ Symbole und Zeichen.

Oder „nahezu bedeutungslos“ (gehalten lediglich durch „Steppunkte“).

Macht das Sinn? Konstruieren wir einfach mal einen solchen „leeren Signifikanten“, das Wort Ukulumtutupa.

Ich habe im Internet recherchiert, ob das von mir erfundene Wort existiert. Antwort: „Es wurden keine mit Ihrer Suchanfrage – Ukulumtutupa – übereinstimmenden Dokumente gefunden.“

Gut.

Ukulumtutupa ist also ein „leerer Signifikant“. Was können wir mit diesem nun politisch anfangen?

Welche Rolle spielt der Begriff „leere Signifikanten“ überhaupt für poststrukturalistisch inspirierte Politik?

Es bleibt die Frage, wie Politik mit „leeren Signifikanten“ konkret aussehen könnte.

Ich zitiere als Beispiel aus einem exzellenten Artikel der Gruppe Marx21 über die neo-reformistische Partei „Podemos“ in Spanien. Die Führungskaste dieser Partei orientiert sich erklärtermaßen sehr stark an poststrukturalistischen Theoremen.

http://www.marx21.de/podemos-aufbruch-und-ausverkauf/

In seinem Buch »On Populist Reason« (etwa: Populistisch Argumentieren) aus dem Jahr 2005 beschreibt Laclau, wie aus den unterschiedlichen Forderungen verschiedener gesellschaftlicher Bereiche ein politisches Subjekt, »das Volk«, geformt werden soll. Dafür müssen diese Forderungen in ein gemeinsames, begrenztes Feld zusammengeführt werden. Ebenso muss ein »Außen«, ein Feind jenseits der Grenze dieses Feldes, definiert werden. Dabei zeichnet sich das »Innen«, also das Volk, nicht durch konkrete Inhalte aus, sondern vor allem durch die Abgrenzung zum »Außen«.

Kommt uns doch bekannt vor, oder?

Aha und wir haben verstanden: „das Volk“ ist ein „leerer Signifikant“.

Die Podemos-Führung beispielsweise bedient sich dafür des Begriffs »Kaste«, der die kleine herrschende Elite Spaniens beschreiben soll.

Ergänzend bemerke ich noch: der Begriff „Klasse“ darf auf gar keinen Fall verwendet werden, wenn es nach Poststrukturalisten geht. „Klasse“, das ist „altmodisch“, „altes Denken“. Unfreiwillig erkennen die Poststrukturalisten damit sogar an, dass es sich bei einer Klasse NICHT um eine „leere Signifikante“ handeln muss.

„Volk“ versus „Kaste“ ist also das Paradigma der „leeren Signifikanten“ poststrukturalistisch inspirierter „populistischer“ Politik. Ein Oppositionspaar, ganz im Sinne von „Différance“. Und warum wird jetzt dieses Oppositionspaar nicht auch „entlarvt“ und „zerschlagen“, so wie oben-unten, gut-schlecht, Mann-Frau, links-rechts?

Pst!

Fahren wir fort im Text von Marx21.

Für ein solches Vorhaben werden »leere Signifikanten« benötigt.

Dabei geht es im Wesentlichen darum, bestimmte Forderungen auszuwählen und diese für ein Ziel, zum Beispiel Parlamentswahlen, zu nutzen.

Ein Beispiel für einen solchen »leeren Signifikanten« sei die Forderung »Land, Brot und Frieden« aus der Russischen Revolution von 1917. Jenseits seiner konkreten Bedeutung transportierte dieser Slogan verschiedene Kritikpunkte am Zarismus.

Die »leeren Signifikanten« formuliert in Laclaus Theorie jedoch nicht die Bevölkerung, sondern sie werden von Intellektuellen und der Parteiführung nach einer Analyse der gesellschaftlichen Stimmungen entwickelt. Intellektuelle und eine starke Führung spielen also eine Schlüsselrolle für das jeweilige politische Projekt, da sie die Diskurse und die ideologische Ausrichtung bestimmen und planen.

Damit das politische Subjekt (»das Volk«) sich nicht auflöst, brauche es eine charismatische Führung, die die Sehnsüchte und Leidenschaften der Massen mobilisieren und symbolisch repräsentieren kann.

Eine „charismatische Führung, die die Sehnsüchte und Leidenschaften der Massen mobilisiert und ’symbolisch‘ repräsentiert“. Dazu soll sie sich sogenannter „leerer Signifikanten“ bedienen, also solcher Begriffe, die also eigentlich keine wirkliche Bedeutung besitzen, bzw deren Bedeutungsinghalt „beliebig“ ist (sogenannte Arbitrarität!).

Klar, mit „Selbstbefreiung der Arbeiterklasse“ hat das nichts mehr zu tun („altes Denken!“), es sieht eher aus wie die Blaupause eines gewaltigen politischen Manipulationsprojektes.

Ich will an dieser Stelle nicht zu streng sein.

Traditionelle bürgerliche Parteien wie etwa SPD, CDU, Grüne arbeiten schon seit Jahrzehnten mit „leeren Signifikanten“ wie „Fortschritt“, „soziale Sicherheit“, „Zukunft“ usw.

Das ist also alles andere als „neu“.

Und jetzt soll eine Strategie basierend auf „leeren Signifikanten“ eine „neue“ erfolgversprechende Strategie sein, am Ende auch noch zur Überwindung des in Todeskrise befindlichen Kapitalismus?

Mit „leeren Signifikanten“ ist es durchaus möglich, Wahlen zu gewinnen. Warum auch nicht? Alle Parteien, die Wahlsiege erringen, erringen diese unter Verwendung „leerer Signifikanten“.

Also können auch „neue“, „linkspopulistische“ Parteien durchaus Wahlsiege erringen, zumindest Wahlfortschritte und Stimmengewinne, wie das Beispiel Podemos zeigt.

Aber was dann?

Günstigenfalls tritt ein neuer Fall Syriza auf.

Syriza war vielleicht die Projektion einer Narrative, dass die Linke gewinnen, und Veränderungen herbeiführen kann. Nun ist es so, dass die Linke gewinnen kann, aber sie sind nicht vorbereitet, Wandel in diesem System umzusetzen.

Zitiert aus einem Interview, wo Podemos mit Syriza verglichen wird:

Politischer Stillstand in Spanien – Politikwissenschaftler Óscar García Agustín im Interview

Narrative?

Eine Erzählung (lat.: narratio) ist eine Form der Darstellung. Man versteht darunter die Wiedergabe eines Geschehens in mündlicher oder schriftlicher Form.

https://de.wikipedia.org/wiki/Erz%C3%A4hlung

In der Tat. Hat die poststrukturalistisch inspirierte politische Elite sich an die Macht wählen lassen, dann kann sie sich schnell in der Situation finden, einen Wandel auch umsetzen zu müssen.

Wenn man aber nur gewohnt ist, mit „leeren Signifikanten“ zu arbeiten, könnte das schwierig werden. Die erlauchte Elite müsste sich mit „Realem“ beschäftigen.

Oder einfach vor der Troika kapitulieren, wie es im Falle Syriza der Fall war.

Was aber hat Syriza mit dem Poststrukturalismus zu tun?

Zumindest das (reformistische) Programm von Syriza war recht konkret und bestand keineswegs aus lauter „leeren Signifikanten“. Es war ein ganz gewöhnliches reformistisches Programm, wie es vor einigen Jahrzehnten auch die griechische sozialdemokratische Partei PASOK hätte vertreten können.

Siehe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Synaspismos_Rizospastikis_Aristeras#Programm

Doch ganz ohne Einfluss war der Poststrukturalismus nicht auf Syriza, zumindest gibt es Hinweise darauf. Denn der Kern von Syriza entstammte der „eurokommunistischen“ Bewegung der 80er und 90er Jahre, in deren Umfeld auch der Poststrukturalismus entstanden ist.

Laclau wies in seinen Werken die marxistische Ökonomie und das Primat des Klassenkampfes zurück. Man kann nicht genau sagen, in welchem Ausmaß Varoufakis mit Laclaus Werken vertraut war, aber er war zweifellos beeinflusst von den allgemeinen politischen Vorstellungen, mit denen Laclau und der Lehrkörper von Essex in Verbindung standen.

Zitiert aus:

http://www.wsws.org/de/articles/2015/10/15/varo-o15.html

Die bisherige Geschichte der Syriza-Regierung in Griechenland muss ich an dieser Stelle wohl nicht erläutern.

Liebe Leser, Sie werden sich vielleicht fragen, was die Einführung des „leeren Signifikants“ Ukulumtutupa von meiner Seite oben bedeuten sollte.

Gut gefragt!

Nun, es ist bedeutungslos. Ganz einfach.

Fühlen Sie sich veräppelt? Das ist nicht nötig, ich wollte lediglich Ihren Verstand schärfen für den Begriff „leere Signifikante“.

Kommen wir zu einer anderen „leeren Signifikante“.

Immer wieder ist von poststrukturalistischer Seite ein Stichwort zu hören: „radikale Demokratie“ (Es ist eine Wortschöpfung des Poststrukturalisten Laclau).

Klingt gut, aber was bedeutet das genau?

Bedeutet „radikale Demokratie“ etwa, dass die Beschäftigten in Großbetrieben ihre Vorgesetzten wählen dürfen und sollen?

Bedeutet es, dass die Bewohner von Stadtteilen und Gemeinden in Bürgerversammlungen aktiv werden?

Bedeutet es, dass Volksentscheide eingeführt werden sollten?

Nach der bisherigen Lektüre dieses Textes sollten Sie gelernt haben, liebe Leser, dass die Bedeutung (Signifikat) hinter dem Signifikant (dem „reinen Symbol“) zurücktreten muss.

Bedeutung ist nicht so wichtig, und „leerer Signifikant“ bedeutet ja explizit die Bedeutungslosigkeit.

Wir haben jedoch von den poststrukturalistischen Theoremen gelernt, dass politische Forderungen „leere Signifikanten“ sein sollen, also möglichst unkonkret sein müssen.

Aber.

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„Leere Signifikanten“ können also günstigenfalls Menschen mobilisieren (etwa an die Wahlurnen), aber Probleme können sie nicht lösen. Höchstens in einem Text ohne Bedeutung (Vorsicht Ironie!).

Leere Signifikanten können vor allem eines NICHT: sie können nicht die Fragen beantworten, die mit der Schaffung und Gestaltung einer nachkapitalistischen Gesellschaft zusammen hängen.

Sie erlauben noch nicht einmal eine Debatte darüber, egal ob unter „Kadern“ oder breit in der Bevölkerung.

Letztlich bedeutet eine Politik auf der Grundlage „leerer Signifikanten“ nur das:

Es kommt nur auf das „Wording“ an!

Und dieses muss von einer „charismatischen Führung“ hinter verschlossenen Türen bestimmt und geplant werden.

Und alles wird gut.

Menschliche Leidenschaften und Interessen, die möglicherweise durch Sprache artikuliert werden können und müssen, sind als bloße „Signifikate“ sekundär, ja entbehrlich, interessant nur hinsichtlich dessen, wie sie sich durch „leere Signifikanten“ instrumentalisieren lassen.

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Poststrukturalismus: Begehren ist dem Geniessen vorzuziehen?

Eine solche „politische Strategie“ darf ich getrost als „bloßes Geschwätz“ bezeichnen (entsprechend der poststrukturalistischen „Logik“, wonach „alles“ ohnehin nur „Text“ ist).

Konkret was Podemos in Spanien anbetrifft, so ist der Aufstieg dieser Partei in erster Linie der Tatsache zu verdanken, dass die traditionellen Arbeiterparteien PSOE und PCE jeweils auf ihre Weise durch kontinuierliche Integration ins System ihren eigenen politischen Kredit verspielt haben und von daher viel Platz auf „der Linken“ des politischen Spektrums frei geworden ist. (Aus der PCE hat sich nach vielen Spaltungen und Metamorphosen die heutige Izquierda Unida herausgebildet.)

Um es so auszudrücken: sogar eine nur auf leeren Signifikanten politische Partei muss in Anbetracht der Degeneration der traditionellen Arbeiterparteien fast zwangsläufig erfolgreich sein.

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Betrachten wir kurz den Namen „Podemos“. Auf deutsch: „Wir können!“

Wir können was?

Das ist bedeutungslos. Eine „leere Signifikante“. Anders ausgedrückt: jede/r kann sich darunter vorstellen, was er/sie will.

Unter der Voraussetzung des völligen Abwirtschaftens von PSOE und IU/PCE kommt also eine Partei mit einem bedeutungslosen Namen ins spanische Parlament und wird auch noch bei Umfragen als „linksradikal“ eingestuft, was freilich mehr über die Befragten aussagt als über die Partei.

Ist das ein Zeichen dafür, dass die Strategie der „leeren Signifikanten“ sich also auszahlt?

Über die Tragfähigkeit eines auf blossen „leeren Signifikanten“ politischen Konzepts dann, wenn es wirklich konkret wird (und das vor allem für die Menschen, die sich von „leeren Signifikanten“ wie ein Esel an der Nase haben herumführen lassen), sagt das wenig oder gar nichts aus.

Eine nur an poststrukuralistischen Grundtheoremen orientierte politische Strategie (etwa in Form einer „neuen Partei“) wird allerdings aber auch in jedem Fall, auch dem günstigsten (Wahlsieg z.B.) notwendigerweise an der Realität scheitern. Das ist der entscheidende Punkt.

Denn die multinationalen Konzerne, die Großbanken, das Großkapital usw. werden sich bei aller Narrative nur durch „leere Signifikanten“ nicht „bezirzen“ lassen, sogar auch dann nicht, wenn eine Mehrheit aller Wähler sich durch „bedeutungslose“ Symbole zur Stimmabgabe einfangen ließe. Dies hat das Beispiel Syriza eindeutig gezeigt.

Es muss wohl auch eine materialistische Analyse dessen geben, was machbar ist und wie genau. Eine ohne Zweifel sehr umfassene und komplexe Aufgabe.

Eine poststrukturalistische Denkweise gibt das aber nicht her, noch nicht einmal im Ansatz, und sogar unabhängig von der gravierenden unwissenschaftlichen Arbeitsweise „poststrukturalistischer Diskurse“ und der äussersten Fragwürdigkeit ihrer inflationären Theoreme.

Darüber darf es keine Illusionen geben.

Epilog

Fragen Sie sich etwa, liebe Leser, wie eine solch abstruse Philosophie in einem derartigen Ausmaß zu einer Modephilosophie der „progressiven Linken“ geworden ist?

Das frage ich mich auch.

Es sollen ja hochintelligente Leute sein, die auf einen derartigen Gedankenmüll hereinfallen, ja mehr noch, ihn sogar produzieren.

Wie konnte es dazu kommen?

Ich habe eine Hypothese dafür.

Der Niedergang des Stalinismus in seinen vielen Formen ließ viele Intellektuelle, die ursprünglich den moskauorientierten kommunistischen Parteien nahestanden, im letzten Jahrhundert politisch weitgehend verwaist zurück.

Durchaus zu Recht begann in diesen „linksintellektuellen“ Kreisen auch eine „Dekonstruktion“ des „Marxismus“ sowjetischer Prägung. Ich sehe diesen „Marxismus“ allerdings als eine Chimäre an, die zwar Versatzstücke des Vorkriegsmarxismus enthielt, aber im wesentlichen ein ideologisches Konstrukt zur Selbstrechtfertigung der sowjetischen Bürokratie (Nomenklatura) darstellte.

Tatsache aber ist, dass spätestens mit der „Wende“ in der Sowjetunion 1991 (die ich hier nicht näher erörtere) auch eine Krise der Intellektuellen weltweit folgte, die sich im weitesten Sinne am „Sowjetmarxismus“ orientierten. Wozu auch die sehr vage „eurokommunistische“ Strömung gehörte.

Vor allem gewisse Geisteswissenschaften entwickelten sich zu Refugien, gewissermaßen zu intellektuellen Reservaten politisch heimatlos gewordener linker Intellektueller. Abgeschnitten von jeglichen sozialen Kämpfen entwickelte die Methode der „Dekonstruktion“ (Infragestellung von Begriffen) eine eigene Dynamik, die sich mehr und mehr von der gesellschaftlichen Realität abkoppelte (aber auch das nur scheinbar und nur in den Köpfen).

Zudem erwuchsen Möglichkeiten, trotz der gesellschaftlichen Situation einen gewissen Einfluss zu gewinnen, wenn auch nicht politisch, so doch wenigstens philosophisch bzw linguistisch.

Adressat dieser Einflussnahme sind in der Regel im weitesten Sinne Kreise der privilegierten Eliten – was nicht unbedingt mit Bourgeoisie identisch ist, sondern auch die von ihr direkt ideologisch abhängigen Schichten der Arbeiteraristokratie und des Kleinbürgertums. Die vom Poststrukturalismus inspirierte sprachliche „Genderisierung“ ist ein ein Ergebnis davon. „Maximaler Veränderungsdruck“ auf der sprachlichen Ebene soll soziale Verhältnisse ändern (die angeblich ohnehin nur „Text“ sind)

Heute ist aus meiner Sicht der Poststrukturalismus das geistige Haupthindernis zur Rekonstruktion des wissenschaftlichen Sozialismus und zu seiner Weiterentwicklung.

Dabei ist den Akteuren der „gute Wille“ noch nicht einmal abzusprechen, ihre Versuche der Durchsetzung begrifflicher Beliebigkeiten sehen sie als Gegenstand eines „progressiven Projektes“ (siehe Sokal).

Doch gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht.

Der durch den Poststrukturalismus ausgelöste geistige Stillstand führte exakt die heute existierende „linke Szene“ herbei, die sich im wesentlichen dadurch definiert, irgendwie „links“ zu sein und daher mit Recht „identitäre Linke“ genannt werden kann.

Da eine Arbeiterklasse für den Poststrukturalismus gar nicht mehr existiert oder (um es in poststrukturalistischem Jargon zu sagen) „dekonstruiert“ wurde, kann sie auch keinen Bezugspunkt mehr für diese „dekonstruierte“ „linke Szene“ darstellen. An die Stelle dieser (geistig) verloren gegangenen Orientierung tritt eine Identität des „Links-Seins“, was wiederum (im Sinne des Poststrukturalismus) selbst eine „leere Signifikante“ darstellt, die beliebig mit Inhalt gefüllt werden kann.

So ist auch erklärbar, warum warum auch haufenweise leere Signifikanten die „linken Diskurse“ beherrschen: z.B. Feminismus (positiv), Sexismus (negativ), Rassismus (negativ), Emanzipation (positiv), Antisemitismus (negativ, siehe „Unterscheidung“ von „primärem“ und „sekundärem“ Antisemitismus) usw.

Alle diese Begriffe sind dadurch gekennzeichnet, dass sie je nach Situation mit anderen Bedeutungsinhalten besetzt sind, insgesamt aber dazu tendieren, keinen eindeutigen Bedeutungsinhalt mehr zu besitzen.

Insgesamt ein subkulturelles Phänomen also, aber keine politische Kraft, die wirklich etwas verändern könnte.

Aber was ist zu tun?

Die sogenannte „traditionsmarxistische Linke“ mag scheinbar von der poststrukturalistischen Seuche vergleichsweise wenig befallen zu sein, aber der „Marxismus“ dieser Richtung ist in der Regel stark von den Versatzstücken des Poststalinismus durchsetzt und daher oft fast wehrlos gegenüber den poststrukturalistischen Einflüsterungen, die auch meist nicht offen, sondern versteckt und hintergründig wirken (es gäbe „keine Arbeiterklasse“ mehr, von „Klassenorientierung“ zu sprechen sei „altmodisch“ und „altes Denken“ etc).

Selbst die vielfach zersplitterten trotzkistischen Gruppen sind nach meiner Beobachtung von „idealistischen“ poststrukturalistischen Gedankenkonstrukten durchsetzt, obwohl es gerade ihre Aufgabe gewesen wäre, das Erbe der Arbeiterbewegung des 19. und 20 Jahrhunderts nicht nur zu retten, sondern auch weiter zu entwickeln und zu modernisieren.

Da musste ein Physiker namens Sokal kommen und nachweisen, dass der Poststrukturalismus eigentlich eine Abkehr von den rationalen Wissenschaften bedeutet.

Und alle „linken“ Geistesgrößen an den Universitäten in ihren intellektuellen Elfenbeintürmen haben das nicht bemerkt? Es ist wirklich unfassbar.

Eine Erneuerung und Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Sozialismus kann man eigentlich von einer Modephilosophie, die die Abkehr von den rationalen Wissenschaften fordert und propagiert, nicht erwarten.

Allerdings ist eine Erneuerung und Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Sozialismus dringend notwendig. Und zwar im Sinne Ernst Blochs:

Die dialektisch-historische Tendenzwissenschaft Marxismus ist derart
die vermittelte Zukunftswissenschaft der Wirklichkeit
plus
der objektiv-realen Möglichkeit in ihr;
all das zum Zweck der Handlung
.

Dies kann nach meiner Meinung nur durch geistige Befreiung vom Gedankenmüll des Poststrukturalismus und durch Rückkehr zur wissenschaftlichen Methode erfolgen.

Dixi et salvavi animam meam

Anmerkungen

*) Als Absolvent eines sprachwissenschaftlichen Studiums liegt es mir sicher fern, die Bedeutung der Sprache für die Menschheitsgeschichte zu unterschätzen. Aber der Satz lautet ja nicht etwa „Es gibt keine menschliche Kommunikation außerhalb Sprache“ (sogar das wäre eine falsche Aussage) oder „Es gibt kein ,menschliches Denken außerhalb der Sprache“ (was übrigens auch falsch wäre). Aber hier wird von „Wirklichkeit“ gesprochen. Demnach wird behauptet, dass es keine Wirklichkeit außerhalb der menschlichen Sprache gäbe. Sorry, diese Annahme ist absurd.

**) Die Anthropologie, eine profane Naturwissenschaft, ist derzeit auf dem Stand, dass die Sprachentwicklung des Menschen etwas mit der Notwendigkeit der Großwildjagd der Frühmenschen zu tun gehabt haben muss. Großwildjagd erforderte das abgesprochene und zielorientierte Vorgehen einer Gruppe von Menschen. Sprache ist dabei von Vorteil, also ist anzunehmen, dass sich Sprache über Jahrzehntausende als evolutionärer Vorteil entwickelt hat, und zwar funktional, um eben praktisches Vorgehen „abzusprechen“. Dass die „Symbole“ (also Worte und Sätze) dieser frühmenschlichen Sprachen im Zusammenhang mit der Großwildjagd „zuallererst“ „bedeutungslos“ gewesen wären, ist eine absurde Annahme wie die, dass sie „nicht aus dem Realen“ gekommen wären. Zwar mögen die Frühmenschen über allerlei Laute verfügt haben, aus denen sich erst im sinnlich wahrnehmbaren Zusammenhang auch Bedeutung (und zwar eindeutige) formte, ändert nichts an der Tatsache, dass es sich um sinnlich wahrnehmbare Laute handelte, die auch Bedeutung transportierten (z.B. Gefühlszustände) und nicht um Abstrakta. Gewiss, man kann jetzt jede akustische Äußerung eines Lebewesens zu einem „Signifikanten“ erklären (etwa das Quaken eines Frosches, das Zwitschern eines Vogels), aber selbst da – oh weh – ergibt sich ein Bedeutungszusammenhang etwa mit der Suche nach Paarungspartnern.Gern kann man gedanklich auch die Abstammungslinien in der Evolution zurück gehen.Wo Lebewesen Fähigkeiten entwickeln, hörbare Laute von sich zu geben, steht dies fast immer in Zusammenhang mit Kommunikation, bzw der Notwendigkeit von Kommunikation. Allerdings geht Lacan, der ohnehin mit den Naturwissenschaften nichts anfangen konnte, auf solche profanen Überlegungen gar nicht ein, er wäre sonst sicher auf den Gedanken gekommen, das „bedeutungslose“ Quietschen einer vorgeschichtlichen Maus für das erste entwicklungsgeschichtliche Auftreten des Prinzips des „leeren Signifikanten“ zu erklären.

***) Wer wissen will, wie manche Angehörige der „linken Szene“ etwa den Begriff „Volk“ „zerschlagen“ wollen, nun, solcherart ist der Hintergrund solcher Äußerungen. Es ist eben alles nur Text.

Quellen (außer die im Text schon angegebenen Links)

„Poststrukturalismus für Einsteiger“:

http://www.die-grenze.com/post_einsteiger.html

Sokals Text auf deutsch:

http://www.sicetnon.org/index.php/sic/article/view/68/99

Wohlwollender wikipedia-Artikel zum Poststrukturalismus:

https://de.wikipedia.org/wiki/Poststrukturalismus

Texte der Vordenker des „Poststrukturalismus“ Laclau und Mouffe in Buchform „Hegemonie und radikale Demokratie: Zur Dekonstruktion des Marxismus“, das als eine der Gründungsschriften des „Postmarxismus“ gilt.

http://www.amazon.de/Hegemonie-radikale-Demokratie-Dekonstruktion-Philosophie/dp/3851657497

Ernesto Laclaus Text „Warum Populismus?“

http://www.zeitschrift-luxemburg.de/warum-populismus/

Kritische Würdigung des Poststrukturalismus durch „Benjamin Opratko: Von der Harmlosigkeit radikaler Demokratie“ (lesenswert):

http://www.grundrisse.net/grundrisse26/VonderHarmlosigkeitradikalerDemokratie.htm

Webseite mit verschiedenen poststrukturalistischen politischen Texten:
http://www.radikal-demokratie.de/

Weitere interessante Links zur Sokal-Affäre:

http://www.welt.de/print-welt/article594053/Die-Taliban-und-ihr-Phallus-als-Wurzel-aus-1.html

http://www.ariplex.com/scepticon/Worterbuch/Jacques_Lacan/jacques_lacan.html
Beitragsbild: Buchstabensuppe, übernommen aus wikipedia

 

4 Gedanken zu “Poststrukturalismus – fatale Modephilosophie

  1. Danke für das Herunterbrechen dieses gewaltig anmutenden Konstrukts.
    Hin und Wieder hätten mir noch ein paar Literaturverweise geholfen (zum Beispiel an welcher Stelle Foucault und Butler den Täter von der Tatschuld freisprechen) – insgesamt aber eine gute Hilfe für mein Verständnis!

  2. „Heute ist aus meiner Sicht der Poststrukturalismus das geistige Haupthindernis zur Rekonstruktion des wissenschaftlichen Sozialismus und zu seiner Weiterentwicklung.“ Exakt meine Auffassung. Es ist schon paradox, dass es dem antisemitischen, um nicht zu sagen „faschistischen“ deutschen Philosophen Heidegger gelingen konnte, über seinen Einfluss vorallem auf die französische Linke, den Nihilismus des wiederum auch deutschen Nietzsche, der wiederum letztlich den „Todestrieb“ der (deutschen) imperialistischen Bourgeoisie zur Philosophie erhob, in die europäische postsowjetische Linke einzuschmuggeln. Die Opfer des Faschismus werden zu Trägern einer quasi faschistischen Tendenz gemacht (siehe auch Heideggers Einfluss auf die Jüdin Hannah Arendt). Wahrlich, leerer kann der Signifikant „links-sein“/antifaschist-sein nicht sein. Nietzsches Todestrieb in Vollendung. Vergleiche auch meine Kritik an der poststrukturalistischen („nihilistischen“ Wertkritik/Wertabspaltungskritik am Beispiel Robert Kurz/Gerold Wallner/Roswitha Scholz: http://blog.herold-binsack.eu/philosophus-mansisses/

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